Tagesseminar: „Die NS-Ordensburg Vogelsang – Erinnerung und Bildungsarbeit am Täterort“

Was machte die Attraktion eines Ortes wie Vogelsang während der NS-Zeit aus? Welche Versprechungen wurden hier jungen Männern von der Führung hinsichtlich ihrer Zukunft gemacht? Von welchen Hoffnungen und Sehnsüchten nach sozialem Aufstieg waren sie bewegt? Waren sie durch Drill und Formierung dazu vorbestimmt, sich an Verbrechen zu beteiligen oder konnten sie auch 'nein' sagen? Sahen sie sich selbst als 'Herrenmenschen' und handelten auch so?
Die Dauerausstellung 'Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen' will keine einfachen Antworten geben. Sie möchte zunächst einmal dazu animieren, Fragen wie die eingangs beispielhaft gestellten in den Besucherinnen und Besuchern entstehen zu lassen. Die Ausstellung nimmt konkretes Täterhandeln, Handlungsräume wie die Handelnden selbst mit ihren Überzeugungen, ihren Prägungen und ihrem Tun in den Blick, erschließt jedoch auch Perspektiven und Stimmen von Opfern.
Wenn wir besser verstehen möchten, wie es zu den größten Verbrechen in der europäischen Geschichte kommen konnte, müssen wir uns die Menschen in ihrer Zeit, ihre Überzeugungen, Prägungen und ihr Tun genau anschauen. Wir haben inzwischen begriffen, dass vor allem dieser Blick auf die Handlungsmöglichkeiten und das konkrete Handeln des Einzelnen uns Türen zur Erkenntnis des Gesamten öffnen kann...
-> mailchi.mp/bfd3856d59fc/b3hu6mqmp3-504809?e=13c2568606

aus einem eMail:
Liebe Freund*innen des Jugendclub Courage,
die zweite Veranstaltung in unserer Reihe Gedenk- und Erinnerungsorte in Nordrhein-Westfalen führt uns in die Idylle des Nationalparks Eifel. Bei Schleiden, unweit der Urft-Talsperre befindet sich das nach dem Olympia-Stadion in Berlin zweitgrößte erhaltene Ensemble baulicher Zeugnisse der NS-Diktatur, die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang.
„DIE NS-ORDENSBURG VOGELSANG – ERINNERUNG UND BILDUNGSARBEIT AM TÄTERORT“
Samstag, 5. Mai 2018 // 11:00 bis ca. 17:00 (Abfahrt ab Köln, 10:00 – Rückkehr in Köln, ca. 19:00)
Anmeldung bis spätestens 2. Mai 2018 per Mail, oder schriftlich unter:
jc-courage@t-online.de // Jugendclub Courage Köln e.V., Sechzigstr. 73, 50733 Köln
(Eine telefonische Anmeldung ist nicht möglich.
Anmeldebestätigungen werden von uns zugeschickt!
Unkostenbeitrag: 20,00 – 30,00 Euro (inkl. Hin- und Rückreise, Verpflegung und Seminarkosten)
Organisation: Jugendclub Courage Köln e.V.
Referentin: Jennifer Farber (Akademie Vogelsang IP | NS-Dokumentation Vogelsang)
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Das Tagesseminar gliedert sich in einen geführten Geländerundgang sowie den Besuch der neuen Dauerausstellung „Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“, die kürzlich eröffnet wurde. Die Schwierigkeit der Darstellung und die Probleme der Erinnerungsarbeit an „Täterorten“ wie der ehemaligen NS-Ordenburg Vogelsang wird uns dabei ständig begleiten. Der konkrete Opferbezug fehlt, auf die Verbrechen und das Leiden und Sterben von Millionen von Menschen kann daher nur indirekt Bezug genommen werden. Gleichzeitig übt die Aura des Authentischen, die diese Orte umgibt, eine fast magische Anziehung auf zahlreiche Menschen im In- und Ausland aus. Sie dienen insbesondere auch für Neonazis und NS-Verherrlicher*innen regelmäßig als Pilgerstätte. Jede Auseinandersetzung mit den verschiedenen Zeugnissen steht daher vor der Herausforderung, über das am historischen Ort Geschehene zu informieren und dabei gleichzeitig an die Verbrechen zu erinnern, ohne den Tätern ein Denkmal zu setzen.
Kurz-Info:
Idyllisch in der Eifel gelegen, oberhalb der Urfttalsperre begannen die Nationalsozialisten 1934 mit dem Bau der Ordensburg Vogelsang – einer von insgesamt drei über das Reichsgebiet verteilten NSDAP-Ordensburgen. Diese sollten als Schulungszentren die Ausbildung des künftigen NSDAP-Führungskaders gewährleisten und dienten als Bühnen der Selbstdarstellung für die Großen der NSDAP. Zugleich haftete ihnen auch etwas Unfertiges und Überstürztes an: Vieles wirkte improvisiert und von Rastlosigkeit getrieben. Dies gilt erst recht für die Ausbildungsinhalte der Lehrgänge, die permanent geändert und parteiintern kritisiert wurden.
Dennoch wurden die „Ordensjunker“, wie sie sich selbst nannten, der „Volksgemeinschaft“ als neue Elite der Partei präsentiert, und viele fühlten sich auch so. Sie glaubten, mit ihrer Berufung in die Ordensburgen einen Weg in sozialen
Aufstieg und eine berufliche Karriere beschritten zu haben. Die Männergesellschaft, in die sie aufgenommen worden waren, verhieß ihnen Sicherheit und Geborgenheit in der Kameradschaft Gleichgesinnter.
Die ideologische Prägung erfolgte durch Vortragsreihen und Seminare, aber auch durch die körperliche Formung mit militärischem Drill und vielerlei Sport. Vor allem durch das Fach Rassenlehre wurde das Bild von der Überlegenheit des „arischen“ Herrenmenschen ständig verstärkt. Eine nationalsozialistische Ersatzreligion mit Riten und pathetischen Feiern ließ die Ordensjunker glauben, Anteil zu haben an der Schaffung eines Neuen Menschen der Zukunft.
Mit diesem ideologischen Hintergrund zogen die Männer von den Ordensburgen zunächst als Soldaten in den Krieg, der speziell im Osten ein Rassen- und Vernichtungskrieg wurde. In Polen, den baltischen Staaten, Belarus (Weißrussland) und der Ukraine wurden mehrere Hundert von ihnen dann in der Besatzungsverwaltung eingesetzt, viele von ihnen waren dort an nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt. Es dauerte sehr lange, bis sich die Nachkriegsgesellschaft und schließlich die Justiz für die einzelnen Täter zu interessieren begann…
Was machte die Attraktion eines Ortes wie Vogelsang während der NS-Zeit aus? Welche Versprechungen wurden hier jungen Männern von der Führung hinsichtlich ihrer Zukunft gemacht? Von welchen Hoffnungen und Sehnsüchten nach sozialem Aufstieg waren sie bewegt? Waren sie durch Drill und Formierung dazu vorbestimmt, sich an Verbrechen zu beteiligen oder konnten sie auch 'nein' sagen? Sahen sie sich selbst als 'Herrenmenschen' und handelten auch so?
Die Dauerausstellung 'Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen' will keine einfachen Antworten geben. Sie möchte zunächst einmal dazu animieren, Fragen wie die eingangs beispielhaft gestellten in den Besucherinnen und Besuchern entstehen zu lassen. Die Ausstellung nimmt konkretes Täterhandeln, Handlungsräume wie die Handelnden selbst mit ihren Überzeugungen, ihren Prägungen und ihrem Tun in den Blick, erschließt jedoch auch Perspektiven und Stimmen von Opfern.
Wenn wir besser verstehen möchten, wie es zu den größten Verbrechen in der europäischen Geschichte kommen konnte, müssen wir uns die Menschen in ihrer Zeit, ihre Überzeugungen, Prägungen und ihr Tun genau anschauen. Wir haben inzwischen begriffen, dass vor allem dieser Blick auf die Handlungsmöglichkeiten und das konkrete Handeln des Einzelnen uns Türen zur Erkenntnis des Gesamten öffnen kann...
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